20. Mai 2022 / 20:00
Orpheum Extra Graz
Doppelfinger
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Für doppelfinger aka Clemens Bäre ist seine Musik ein Zufluchtsort. Die Art von Musik, die Clemens Bäre als doppelfinger macht, braucht und nimmt sich Zeit, während sie in gleichem Maße zeitlos ist. Für HEAST! kommt doppelfinger nach Graz.
‘doppelfinger‘ aka Clemens Bäre hat seine Songs, die 2018 abgeschieden in seinem Kinderzimmer in Oberösterreich entstanden sind, nie geschrieben, um sie zu veröffentlichen oder jemals vor Publikum zu spielen. Die Musik und das Songwriting dienten ihm schon früh als Zufluchtsort, wie bereits in seiner ehrlichen ersten Single ‘trouble‘ (VÖ: 30.10.2020) deutlich wird: darin thematisiert doppelfinger eine zerbrochene Beziehung und die Schwierigkeit, über seelische Leidenszustände zu sprechen. Gerade diese Schwierigkeiten und der Wunsch, sich mit anderen, die ähnlich fühlen, zu verbinden, bewegen doppelfinger schließlich dazu, mit seinen Songs doch nach draußen zu gehen. Seit März 2020 arbeitet er intensiv an der Aufnahme seiner Songs im Studio.
Nach dem Release der Single ‘knowingly’ im Spätfrühling (u.a. Rotation auf ‘radioeins’ sowie Features auf Deutschlandfunk) konzentrierte sich doppelfinger gänzlich auf die Musik und konnte diese endlich und zum ersten Mal seit Veröffentlichung bei Open Airs und Festivals (z.B. poolbar Festival) auch vor Live-Publikum spielen. Abseits seines Solo-Projekts tourte er außerdem an der Seite von OSKA als Gitarrist in ihrer Live-Band durch Österreich und Deutschland; die Zeit, die dann noch blieb, verbrachte Clemens Bäre im Studio, wo er gemeinsam mit Jakob Herber (FLUT, Culk, ANGER) an den finalen Aufnahmen seines Debütalbums arbeitete.
Das Stück ‘seasonal affective disorder’ (VÖ: 08.10.2021) ist abermals autobiographisch und bezeichnet außerdem eine anerkannte psychische Erkrankung (F39). Thematisiert werden wieder innere Konflikte und eine Zerrissenheit, welche auch im Sound spürbar werden: die Intimität und Tiefe des Gitarrenspiels und der Lyrics kontrastieren sowie koexistieren mit der Weite von Lukas Lauermanns (u.a. Soap&Skin, André Heller, Tocotronic) sphärischen Cello-Melodien.
Das Einladen von verschiedenen Künstler*innen aus unterschiedlichen musikalischen und kreativen Bereichen und ein kollaborativer Produktionsprozess sind elementar für das Projekt ‘doppelfinger’ und verleihen dem Genre Folk, mit dem er seine Musiksozialisation erfuhr, einen frischen, überraschenden Twist.
Mit ’how to hide’ (VÖ: 21.01.22) präsentiert uns doppelfinger nun die letzte Single, die vor der Veröffentlichung seines am 18. März 2022 erscheinenden Debütalbums herauskommt. Der Künstler tritt hiermit erstmals mit kleinen Pop-Momenten in Erscheinung, während sein bislang bekanntes Werk schon fast als Antithese, als Rebellion gegen den aktuellen schnelllebigen, opulenten Pop-Zeitgeist gelesen werden kann.
Dass die Art von Musik, die Clemens Bäre als doppelfinger macht, aber weitaus mehr als Nische, sondern auch im wortwörtlichsten Sinne ‘Pop’(-ulär) sein kann, erkennt man dann doch mit einem Blick Richtung Übersee, wo uns das Acts wie Phoebe Bridgers, Big Thief oder neuerlich auch Taylor Swift unter Beweis stellen. Vergleichbares findet man hierzulande nicht so oft; das ist wohl auch einer der Gründe, wieso im Zusammenhang mit doppelfinger und im Gespräch über seine Songs Adjektive wie ‘erfrischend’ und ‘mutig’ erwidert werden. Denn die Art von Musik, die Clemens Bäre als doppelfinger macht, braucht und nimmt sich Zeit, während sie in gleichem Maße zeitlos ist. Langsam, aber sicher erkennt man dies auch in Österreich und doppelfinger wird als ‘einer der besten Singer-/ Songwriter des Landes’ (Andreas Gstettner-Brugger, radio FM4) mit ‘internationalem Anspruch’ (Michel Attia, The Gap) gesehen und verstanden.
Mit den Springsteen-Gitarren und dem stadion-esquen Sound erlaubt sich doppelfinger in ‘how to hide’ einen kleinen Pop-Moment in seiner eigenen anachronistischen Welt. Ist das in sich als Ausbruch aus dem eigenen musikalischen Mikrokosmos zu sehen oder versteckt doppelfinger etwas? Die Wahrheit finden wir wohl irgendwo zwischen den Zeilen; vielleicht kommt sie aber auch mit dem im März 2022 erscheinenden Debüt-Album des Künstlers zum Vorschein.
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