Porträtbild von Mira Lu Kovasc

23. Mai 2024 / 20:00
Orpheum Extra Graz

Mira Lu Kovacs

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Der Output und die Vielseitigkeit von MIRA LU KOVACS sind jenseitig. Nicht alle zwei Jahre ein Album, eher zwei Alben pro Jahr plus x Kooperationen. Sie war die Frontfrau von Schmieds Plus, tourt mit My Ugly Clementine, macht außerdem Musik mit 5K HD und im Duo mit Clemens Wenger. 

Der Output und die Vielseitigkeit von Mira Lu Kovacs sind jenseitig. Nicht alle zwei Jahre ein Album, eher zwei Alben pro Jahr plus x Kooperationen. 2013 erschien die vielfach preisgekrönte Sängerin, Singersongwriterin und Komponistin als Mastermind des Trios Schmieds Puls auf der Bildfläche, mit Balladen, zielgenau und treffsicher wie ein sauberer Schuss ins Schwarze. Niemand kommt vor Kovacs Liedern ungeschoren davon.

Als Stimme der avantgardistischen Supergroup 5K HD experimentiert sie mit Effekten und Verfremdungen, bei den Grunge Pop Senkrechtstarter*innen My Ugly Clementine spielt sie als Sidewoman Gitarre, mit Clemens Wenger transformierte sie ihre Lieder in Arrangements für ein 10köpfiges Ensemble, dem Wiener Belvedere Museum komponierte sie das Corporate Design – Mira Lu Kovacs wechselt fliegend die Rollen auf dem breiten Spektrum zwischen Pop, Hochkultur, Experimenteller und Elektronischer Musik.

Mit What Else Can Break präsentiert die Ausnahmemusikerin das erste Album explizit unter ihrem Namen, ein wunderschönes Überlebensalbum, ein musikalischer Unterschlupf, abgrundtief und geborgen.

„Ich empfinde eine so große Liebe für dieses Album, weil es so schonungslos leidend und ehrlich ist und sich damit befasst! Es läuft nicht weg, es ist sehr mutig.“

Mira Lu Kovacs macht für das postpatriarchale Zeitalter klar: Gefühle zu zeigen ermächtigt. Radical Softness ist das Werkzeug der Rebellion.

„Die extremste Form gewisse Dinge zum Ausdruck zu bringen ist, sie leise zu tun.“

Von Stuck bis Stay A Little Longer zieht Mira Lu Kovacs aus ihren Liedern einen Schmerz, der uns spüren lässt, dass es sich in dieser Scheiß-Welt zu leben lohnt. Off you go: Düster, leichtfüßig, beruhigend, trauernd, augenzwinkernd, beschwingt.

„Wäre Corona nicht gewesen, hätte ich 1000 Sachen gleichzeitig gemacht, aber nicht dieses Album geschrieben. Ich hätte nicht die Zeit gehabt, so viel emotional zu hinterfragen, so viele Stunden mit mir selbst zu verbringen und so detailliert an jedem einzelnen Sound zu arbeiten. Für den Entstehungsprozess war das eine Traumsituation.“

Alle Vocals hat Mira Lu Kovacs alleine mit sich im „Corona-Bedroom-Studio“ eingesungen. Jeder Song ist von dieser Nähe und Intimität durchdrungen. What Else Can Break ist das unprätentiöseste ihrer bisherigen Alben, close to home. Auf dem Track Zufriedenheit hören wir das erste Riff, das Kovacs in ihrem Leben geschrieben hat, als Kind, das einfach macht, was sich richtig anfühlt. Statt astrein das Virtuose zu verfolgen, stößt What Else Can Break auf eben diesen Kern, der alles ausmacht: Ein paar Akkorde und die Wahrheit.

Es ist verwunderlich, wie wohltuend dieses Schmerz-Album klingt. Man ist gut gelaunt, wenn sich Mira Lu Kovacs in Human ihrer irdischen Hülle entledigen will (finally free), in Most Beautiful Boy maximal verloren schmachtet, in Want You das ewige Hin und Her in einen Dance-Ohrwurm verwandelt.

Viele Songs auf What Else Can Break fungieren wie entwaffnende Traumfrequenzen, ziehen von einem Gefühlsdestillat ins nächste: Nicht weinen zu können (Stuck), ein vererbtes Trauma in sich zu tragen (84), sich aus einer toxischen Beziehung herausziehen zu müssen (Pull Away), angeklagt werden zu wollen (Hold Me Responsible), das Grauen in ihrem Gesicht zu sehen (Bad Deal), den eigenen Schatten als zu guten Freund zu haben (All The Time), sich nicht umzubringen (Stay A Little Longer).

Als Protagonistinnnen treten Mira Lu Kovacs‘ Stimme und Gitarren auf, hinzu kommen – nicht bei allen Nummer und in wechselnder Zusammensetzung – Alex Kerbl am Schlagzeug, Beate Wiesinger am Bass und Mona Matbou Riahi an der Klarinette.

„Es war für mich das Natürlichste der Welt, dieses neue Kapitel aufzumachen. Nicht mehr einen Bandsound mit einer feststehenden Besetzung zu verfolgen, sondern mich soundmässig komplett zu befreien und mit jedem Song alles neu entscheiden zu können.“

Abgesehen von den beiden Nummern Stuck (mit Marco Kleebauer – Leyya, Bilderbuch, Oehl) und Pull Away (mit Grammy-Nominee Yakob) hat Mira Lu Kovacs einen Großteil des Albums gemeinsam mit Sophie Lindinger (Leyya, My Ugly Clementine) produziert.

„Sophie muss man als Genie deklarieren. Sie ist im Gegensatz zu mir komplette Autodidaktin, gleichzeitig können wir uns in musikalischen Entscheidungen sehr gut nachvollziehen. Gerade weil sie selbst singt, Lieder schreibt, Gitarre und Bass spielt, kann sie sich in so viele Dinge hineinversetzen. Wir haben uns in der Produktion perfekt ergänzt.“

 

Text: Kristin Gruber

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